Junger Kaiseradler durch Bleivergiftung in Serbien gestorben
Am 30. Dezember 2020 wurde bei Prigrevica (Nähe Apatin) ein geschwächter, junger Kaiseradler aufgegriffen, der leider wenige Tage in der Wildtierauffangstation des Zoos "Palić" verstarb. Die "Bird Protcetion and Study Society of Serbia" veröffentlichte nun, dass das Tier der Laboranalyse zufolge einer Bleivergiftung erlag.
Der junge Vogel, der erst 2020 in der Slowakei geboren wurde, begab sich nach dem Verlassen des elterlichen Nests auf eine abenteuerliche Reise, die leider fatal endete. Gewöhnlich erkunden junge Kaiseradler in ihren ersten Jahren weite Gebiete Ost- und Mitteleuropas, bevor sie sich niederlassen. Im Januar und Februar dieses Jahres wurden 13 solcher junger Herumstreifer in Serbien, in der Vojvodina und bei Belgrad, beobachtet. Das gehäufte Auftreten solcher Vögel lässt auf eine gute Eignung eines Gebiets schließen und weckt Hoffnung, dass sich der eine oder andere Adler später als Brutvogel hier niederlässt.
Der nun leider verstorbene Adler wurde auf einem Feld nach Prigrevica von Jägern aufgefunden, die den Ornithologen Nenad Spremo informierten. Das zuständige Provinzamt für Naturschutz beteiligte sich an der Rettung des vom Aussterben bedrohten Greifvogels und der Adler wurde in den Palić-Zoo für eine Untersuchung und medizinische Behandlung überstellt. Ein Metallring am rechten Bein belegt die Herkunft des Tieres aus der Slowakei.
Leider verstarb der Vogel kurz danach trotz intensiver Pflege. Am Röntgen waren Bleischrot-ähnliche Objekte im Tierkörper zu sehen, daher wurde eine Autopsie und eine toxikologische Analyse am Veterinärmedizinischen Institut "Novi Sad" durchgeführt.
"Der Vogel wurde nicht geschossen, aber er hat offenbar Aas eines Tieres aufgenommen, das mit Bleischrot getötet worden war. Die verschluckten Bleipartikel haben den Vogel daraufhin vergiftet. Da Kaiseradler gerne Aas annehmen, sind sie häufig Opfer von absichtlichen wie unabsichtlichen Vergiftungen", erklärt Milan Ružić, Geschäftsführer der "Bird Protection and Study Society of Serbia". Laut Dr. vet. med Radomir Ratajac vom Veterinärmedizinischen Institut "Novi Sad" waren die Bleiwerte in der Leber des Adlers fünfmal höher als die üblicherweise tödliche Dosis für große Greifvögel.
Bemerkenswert ist, dass der Tod dieses Adlers der erste bestätigte Fall einer letalen Bleivergiftung bei einem Wildvogel in Serbien ist. In vielen anderen Ländern ist dieses Problem hingegen gut bekannt und umfassend erforscht. Wissenschafter kamen in einer Studie zum Schluss, dass in der Europäischen Union mehr als eine Million Wildvögel jährlich indirekt durch Bleischrote zu Schaden kommen.
"Blei ist ein hochtoxisches Schwermetal, das Blutarmut und Erkrankungen von Nervensystem, Blutkreislauf, Leber und Nieren verursacht. Bleivergiftungen zeigen sich typischerweise durch Lethargie, Sehstörungen, Lähmungen von Lunge und Verdauungstrakt, Kreislaufversagen und Tod, sowohl beim Mensch als auch bei Wildtieren", hält die "Bird Protection and Study Society of Serbia" fest. Nachforschungen von BPSSS zufolge, werden jährlich 5,5 Tonnen Bleischrot in Teiche, Seen und Flüsse in Serbien eingebracht. Auf diese Art und Weise kommen Jahr für Jahr mehr als 20 Millionen Bleischrotkugeln in die Umwelt, was auch die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung gefährdet.
"Für den sehr kleinen und fragilen Kaiseradlerbestand Serbiens ist der Verlust dieses Tieres ein großer Rückschlag. Es ist traurig zu wissen, dass Vergiftung durch Blei für diesen hochgradig gefährdeten Vogel eine ernste Bedrohung ist", gibt Maksim Karanović von BPSSS zu denken.
Um die Gefährdungsursachen für seltene Greifvögel in Serbien besser erforschen zu können, hat BPSSS die Website poslednjilet.rs eingerichtet. Hier können sich interessierte BürgerInnen über die häufigsten Todesursachen informieren und verletzte wie tote Greifvögel selbst melden. Nur durch zeitnahe Meldungen können Todes- oder Verletzungsursachen optimal ergründet werden und im Falle illegaler Verfolgung den Tätern das Handwerk gelegt werden.
Anmerkung der Redaktion: Für den deutschsprachigen Raum sollen mögliche Verfolgungsfälle direkt über diese Website unter dem Reiter "Gefährdung" oder per Telefon an +43 660 869 23 27 gemeldet werden.